An anderer Stelle habe ich bereits davon gesprochen, dass es bei meiner anwaltlichen Tätigkeit als Patientenvertreter in Arzthaftungssachen nicht um irgendwelche Lappalien, wie eine zerkratzte Kennzeichenhalterung, geht. Im Mittelpunkt stehen Menschen, für die es um Arzthaftung bei schweren Gesundheitsschäden geht – weil eine medizinische Behandlung ihr Leben tiefgreifend verändert hat. Es kommt vor, dass die Folgen von medizinischen Fehlern nur durch viele Therapieeinheiten oder weitere Operationen behoben werden können. Bei manchen Patienten hilft aber auch das nicht, sie müssen ein Leben lang mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen leben. Die Folgen von ärztlichem Fehlverhalten reichen von vorübergehenden, kleineren Wehwehchen bis zu einer massiven, dauerhaften Beschwerdesymptomatik.
Meine Mandanten stehen also oftmals einerseits vor großen medizinischen Herausforderungen und andererseits vor möglicherweise sehr komplexen juristischen Verfahren. Sie suchen Antworten, Gerechtigkeit und oft auch eine Form von Wiedergutmachung. Ich verstehe das. Und ich nehme diesen Auftrag sehr ernst. In meinem Beitrag Patientenrechte als Leidenschaft habe ich erwähnt, dass mir gegenseitiges Vertrauen besonders wichtig ist. Viele meiner Mandantinnen und Mandanten danken mir nach Abschluss des Verfahrens – oftmals auch völlig unabhängig vom Prozessausgang. Mir ist aber bewusst, dass bei vielen doch die Enttäuschung überwiegt, wenn ein Prozess verloren geht. Und das ist nur allzu menschlich.
Den meisten meiner MandantInnen ist es trotz aller Enttäuschung bewusst, dass nicht jeder Arzthaftungsprozess, der gegen Ärzte und/oder Krankenhäuser angestrengt wird, gewonnen werden kann. Die überwiegende Anzahl versteht, dass ein Arzthaftungsverfahren viele Hürden mit sich bringt oder dass sich Fehler im Nachhinein mitunter kaum beweisen lassen, auch wenn sie real erlebt wurden.
Ich selbst versuche, juristisch immer auf dem neuesten Stand zu sein oder auch mein medizinisches Wissen stets etwas zu erweitern. Außerdem lege ich Wert auf möglichst genaue Aktenkenntnis. Es ist mein Anspruch, für meine Mandanten erreichbar zu sein, deren Sorgen ernst zu nehmen, zuzuhören und auch verständlich zu erklären. Obwohl es nicht immer ganz leicht ist, möchte ich meinen Mandanten stets eine möglichst realistische Einschätzung von einem anstehenden oder bereits behängenden Verfahren geben. Dennoch kommt es vor, dass Prozesse verloren gehen. Mitunter gelingt es einem nicht, das Gericht oder die Sachverständigen von einem bestimmten Sachverhalt zu überzeugen. Mitunter folgt das Gericht der medizinischen Erklärung des einen Sachverständigen, obwohl ein involvierter Arzt überraschend offen von einem Fehler eines Kollegen gesprochen hat.
Und ja, es kommt auch vor, dass Mandanten mich verantwortlich dafür machen, dass einem Prozesse um die Ohren fliegen. Angesichts einer oftmals problematischen gesundheitlichen Situation, einer ungewissen beruflichen und persönlichen Zukunft (aufgrund diverser körperlicher Einschränkungen) und möglicherweise damit in Zusammenhang stehenden Problemen in der Partnerschaft sind derartige Reaktionen für mich aber durchaus verständlich. Es geht meist eben nicht um Kleinigkeiten. Sondern um das Leben. Mein Verständnis für vielerlei Reaktionen ist deshalb entsprechend groß.
Natürlich freue ich mich über jeden Erfolg. Über jedes Urteil, das einem geschädigten Patienten eine Entschädigung zuspricht und Fehler auch klar beim Namen nennt. Das ist auch verbunden mit der Hoffnung, dass medizinische Abläufe überdacht und gegebenenfalls auch modifiziert werden. Zur Wahrheit und Vollständigkeit gehören aber auch Enttäuschung, Ärger und sprichwörtliche Nackenschläge. Es trifft mich, wenn ein Verfahren verloren geht – nicht nur in beruflicher, sondern insbesondere auch in menschlicher Hinsicht. Ich begleite Menschen oft über Monate oder gar Jahre hinweg durch eine sehr schwierige Zeit. Wenn das Ergebnis dann nicht das ist, was wir uns vorgestellt oder erhofft haben, schmerzt das.
Aber ich habe gelernt, auch mit solchen Momenten umzugehen. Ich reflektiere, nehme mit, was sich verbessern lässt und richte den Blick wieder nach vorne. Denn jeder Fall ist einzigartig. Jeder neue Mandant verdient denselben Einsatz, dieselbe Aufmerksamkeit und dieselbe Leidenschaft, wie der vorherige. Ich gebe nicht auf und ich werde auch morgen wieder mit voller Überzeugung für das Recht und die berechtigten Ansprüche meiner Mandanten kämpfen.
Patrick Beichl
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